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Tag 13 bis 14

Reportagen > Radtourismus > Estland

Tag 13, 25.06.2012

Tallinn


Ich möchte hier an dieser Stelle nicht den Fehler vieler Dokumentationen machen und gebetsmühlenartig die Sehenswürdigkeiten Tallinn´s aufzählen. Das können Andere sicher besser und eindrucksvoller als ich. Vielmehr möchte ich beschreiben, wie wir Tallinn erlebt haben.
Gestartet wurde gleich im Anschluss an unser Frühstück. Zum Glück haben wir ein Hotel im Zentrum der Altstadt gebucht, das "Olevi Residents". Es liegt nur einige Meter neben der Russischen Botschaft und erhält von uns den Titel:
Empfehlenswert!

Auch der aktuelle Wetterbericht empfahl uns die Vormittagsstunden effektiv zu nutzen. Dabei gingen wir wie folgt vor. Mittels eines Kugelschreibers markierten wir uns unseren Standort und liefen einfach los. Diese Vorgehensweise hat den Vorteil, so den planmäßig verlaufenden Touristenströmen zu entkommen, um so Straßenzüge und verschiedene Winkel der Stadt zu entdecken, die in keinem Stadtführer beschrieben werden. An den bekannten Attraktionen der Stadt kommt man sowieso nicht vorbei. Ein besonderen Blick sollte man dabei den zahlreichen Kaffeehäusern widmen. Sie bieten die Möglichkeit bei einem zu jederzeit zu empfehlenden Stück Kuchen und dem Genuss einer stets guten Tasse Kaffee, das besondere Flair dieser Stadt zu verinnerlichen und den Touris aller Länder auf´s Maul zu schauen .

Nicht zu ernst hingegen sollte man einige Bettlerinnen der Stadt nehmen. Eben noch mit dem nahenden Ende ringend, konnte man sie nur wenig später, flinken Fußes, den Standort wechseln sehen, um beim erspähen einer größeren Gästemenge sofort wieder zur erbarmungswürdigsten Kreatur zu verfallen. Geschickt verstehen es die Betreiberinnen dieses Gewerbes auch ihre Gesichter und Hände zu verbergen, um nicht das wahre Alter erkennen zu lassen. Diese, meine Bemerkungen sollen allerdings nicht zu einer negativen Verallgemeinerung dieser Art des Broterwerbs führen. So haben wir zum Beispiel vor der Alexander Newski Kathedrale eine Frau gesehen, die wohl trotz ihrer persönlichen Lage, mit einem gewissen Stolz dort stand. Es sah aus als wolle sie zum Ausdruck bringen: Ich stehe hier weil es nicht anders geht, ich muss hier stehen aber ich stehe aufrecht!

Ein ganz besonderer Platz in Tallinn ist wohl das Denkmal der Unabhängigkeit von 1918 1920.
Zum ersten Mal in der Geschichte diese geschichtsträchtigen Landes war es den Esten vergönnt über sich selbst zu bestimmen. Bis dahin waren sie immer nur Diener fremder Mächte. Die volle Souveränität erfolgte dabei mit dem am 2. Februar 1920 im Frieden von Dorpat . Dabei erkannte die Sowjetunion die Unabhängigkeit auf alle Zeiten .
Was auf alle Zeiten hieß, zeigte die Entwicklung ab 1939. Eine Entwicklung an der wir Deutschen leider nicht unbeteiligt waren. Stalin und Hitler agierten dabei mit allen bekannten Instrumentarien.
Während Hitler fast sämtliche Juden Estlands und Tallinns ermorden lies, schaffte es Stalin fast jeden 15. Esten ermorden zu lassen und jeden 17. Esten, im Durchschnitt für 10 Jahre in sibirischen Gulags zu versklaven. So entschlossen sich viele Esten ihre Heimat in Richtung Schweden und Finnland zu verlassen.

In der Nähe des Niguliste Museeums fanden wir einen Hinweis auf einen besonders schweren Tag für Tallinn. Am 9. März 1944 bombardierten 134 Flugzeuge der sowjetischen Luftwaffe Tallinn, legten nahezu 11% der Altstadt der estnischen Metropole in Schutt und Asche und ermordeten nach der Einnahme Tallinns alle Kriegsgefangenen und Insassen eines Lazaretts. Eine Geschichte, die in der Zeit des Sozialismus in Tallinn nicht öffentlich erwähnt werden durfte.

Starke Regenfälle in der Mittagszeit zwangen uns in unser Hotel, welches wir dank der vorher gemachten Markierung auf dem Stadtplan auch problemlos fanden, um dort die Erlebnisse des vormittags zu verarbeiten.
Als der Regen nachließ machten wir uns sofort wieder auf die Beine um Tallinn weiter zu erkunden.

Ein gewisses grummeln in der Magengegend ließ uns aber bald nach etwas essbarem suchen. Hier unser Geheimtipp für eine preiswerte Mahlzeit.
Der Kompressor in der Rataskaevu 4 ist eine Gaststätte in deren Angebot hauptsächlich Crêpes bzw. Pancake, gefüllt mit allerlei raffinierten Sachen steht. Für ca. 4,-€ Essen satt. Aus diesem Grund sind hier wohl auch viele Studenten und jugendliche Besucher Tallinn´s anzutreffen.Um die zugenommenen Cal. schnell wieder abzutrainieren folgte noch ein ausgiebiger Gang durch die estnische Metropole. Schnell wurden wir auf Nebenstraßen aufmerksam, welche wir morgen genauer untersuchen werden. Den Abend werden wir im gegenüberliegenden IrishPub Hell Hunt ausklingen lassen. Dort gibt es Bier aus aller Welt, doch ich denke, wir werden bei unseren estnischen Hausmarken bleiben.

parimate soovidega Tallinna
(viele Grüße aus Tallin)


Tag 14, 26.06.2012

Tallinn

Immer noch für den Tagesverlauf Schittwetter angesagt. Daher beschließen wir, dass Wasserflugzeugmuseum zu besuchen. Liegt etwas außerhalb der Richtung Altstad, dabei stoßen wir auf das hässlichste Relikt aus der Sowjetära, die ehemalige Stadthalle. Das Ding ist so hässlich, das es keiner mehr haben will und somit dem Verfall preisgegeben ist.

Der Besuch des
Seaplanmuseum lohnt wirklich. Allerlei rund um die Seefahrt. Höhepunkt das 1:1 Modell eines Wasserflugzeuges und ein U- Boot. Das Innenleben des U- Bootes aus den 30 iger Jahren kann sogar besichtigt werden. Empfehlenswert für jeden technisch interessierten.
Gegen 13.00 Uhr, wie versprochen, klar, Regen...



Abends
Hell Hunt, hier schmeckt nicht nur das Bier lecker, gut essen kann man hier auch.

parimate soovidega Tallinna
(viele Grüße aus Tallin)


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